Allsehendes Auge, Jesuitensymbol; doppelköpfiger Adler, freimaurerisches Sinnbild der Macht in  West u. Ost. (Bild: H.M.)
Allsehendes Auge, Jesuitensymbol; doppelköpfiger Adler, freimaurerisches Sinnbild der Macht in West u. Ost. (Bild: H.M.)
Stilisiertes allsehendes Auge: Logo des EU-Rates (Bild: EU)
Stilisiertes allsehendes Auge: Logo des EU-Rates (Bild: EU)

Die Sorge um die freie Entwicklung und Entfaltung des Individuums kann der Beobachter der gegenwär­tigen Entwicklung der Welt und des Menschen täglich erleben. Die finanziellen, gesellschaftlichen und politi­schen Abhängigkeiten wachsen jeden Tag. Die Ani­malisierung des Kulturgeschehens fällt nur dem abge­stumpften Menschen nicht auf. Wo finden wir die Wurzeln dieser negativen Evolution? Ziehen sich jene, die einfach sagen, dass die Klage um die Dekadenz schon im Alten Griechenland bei den Denkern vor­handen war, nicht einfach aus der Verantwortung des Verstehenwollens der gegenwärtigen Zeit heraus?

 

In seinen 20 Vorträgen 22. Januar 1918 bis zum 6. August 1918 in Berlin [1] über die Situation der Welt und des Menschen am Ende des Ersten Weltkrieges geht Rudolf Steiner den Ursachen der oben abgekürzt dargestellten Phänomene nach.

 

Zusammengefasst zeigt der Geisteswissenschaftler, der fern jeglicher dubioser Mystik auf Grund der kla­ren und reinen Gedankenführung die wahre Methode der Anthroposophie entwickelt hat, dass die Men­schen in vorchristlicher Zeit, also bis zum Ende der ägyptisch-chaldäischen Kultur, noch in unbewusster Weise mit dem übersinnlichen Wirken der kosmischen Kräfte verbunden waren. In Mysterienschulen wurde dieses Wissen aber bewusst gepflegt und aus diesem Wissen wurden die Völker durch das Gottkönigtum der Theokratie geführt. (A.d.V: In wohl nicht zufälli­ger Weise gehen die Freimaurer-Kulte auf Symbole aus dieser fernen Vergangenheit zurück.) Die wichtige Symbolik des Tempels von Salomo, dessen Bau eben­falls zu jener Zeit bewerkstelligt wurde und der ganz im Dienste des JAHWE-Kultus (JHWH ist gemäß Bibel der eifersüchtige Gott) stand, führt auch in jene Zeit übersinnlicher Wahrnehmung zurück. Die Sym­bolik des Salomo-Tempels spielt auch bei den Ge­heimgesellschaften und kabbalistischen Sekten eine zentrale Rolle.

 

Die Entwicklung der Menschen schritt in der Weise voran, dass ihr Bewusstsein sich mehr und mehr der Materie zugewandt empfand und das Wissen von realer Ideenwirksamkeit, welche dazumal wesenhaft im Engel­wirken gewusst wurde, verdunkelte sich.

 

Diese Bewusstseinsverdunkelung führte die Menschen in große Not und mitten in diese Zeit der Finsternis, wurde Jesus geboren [2], in den sich im Vollzug der Jor­dantaufe der Christus inkarnierte [3], der dann den Men­schen öffentlich machte, was früher nur den Einge­weihten der Mysterien zugänglich war. Damit konnte jeder Mensch ‚in der Möglichkeit‘ den Weg des Denkens und der Erkenntnis des realen Wirkens der Ideen als Wesenheiten selber gehen lernen und somit einen Weg einschlagen, der ihn, wiederum ‚in der Möglichkeit‘, aus den Abhängigkeiten unsinniger gesellschaftlicher Zwänge befreite.

 

Damit war die Macht der Herrscher dieser Welt ge­brochen – der Christus Jesus aber wurde vom Volk, welches einen neuen König alter Führung erwartete, verraten und auf dessen Wunsch von Rom hingerich­tet. Dieses Zusammenwirken zwischen Rom und dem damaligen Hebräertum ist von Symbolkraft.

 

Das Ziel der Staats- und Religionsführer war es, diese Befreiung des Individuums auf keinen Fall zuzulassen. Die Methode bestand darin, dem Menschen den Zu­gang zur lebendigen und damit realen Ideenwelt zu verbauen. Er sollte seine immer stärker erwachende Denkkraft nur für die Dinge der materiellen Welt ein­setzen dürfen. Das Übersinnliche sollte im Dogma als mystischer Glaube wirken, der Kraft und Energie für das ‚Sklavendasein‘ in der materiellen Welt schenken sollte.

 

Das achte römische Konzil in Konstantinopel spielte in diesem Bestreben eine grundlegende Rolle: „Das Ziel lag darin, den Menschengeist von seiner persönli­chen, individuellen Beschäftigung mit dem Geistigen, das man ja jetzt auf das Mysterium von Golgatha be­schränken wollte, abzuhalten, also von der Hinnei­gung zum Mysterium von Golgatha ...“ [4] Dies bedeu­tete gleichzeitig, dass der individuelle Zugang zur rea­len Welt der Ideen, aus welchem sich ein ethischer Individualismus hätte entwickeln können, verhindert werden sollte. So konnte ein Zusammenleben jenseits allen normativen Denkens in Kunst, Wissenschaft und Religion, welches die Macht der Herren dieser Welt hätte brechen können, verhindert werden.

 

Durch Bernhard von Clairvaux, 1090 – 1153, wurde diese Verfinsterung der Menschenseele bzgl. der Welt der realen Ideenwirksamkeit in der Entwicklung des Christentums zementiert. Sein Credo war es, dass die Erkenntnis von Zusammenhängen zwischen einer gei­stigen Ideenwelt, die sich in der materiellen Welt ma­nifestiert, und eben dieser materiellen Welt, unmög­lich sei. Daher solle sich das menschliche Nachdenken auf die physisch-materielle Welt beschränken, über das Übersinnliche kann der Mensch, folgt man Bern­hard von Clairvaux, gar nicht nachdenken, es entzieht sich den Kräften der gewöhnlichen Menschenseele und ist den Eingeweihten vorbehalten. Dieses ver­heerende Dogma wurde später von den Jesuiten auf­gegriffen. Es zeigt sich darin, dass die katholische Kir­che ein vorchristliches theokratisches Bewusstsein aufgriff, das sie bis heute vertritt. Es ist dieses Dogma auch in der protestantischen Kirche wirksam, nur ha­ben die Führer dieser Strömung kein Bewusstsein da­von, die Jesuiten jedoch sehr wohl.

 

So wird es klar, welche Strömungen die gesellschaftli­che, politische, wissenschaftliche und kulturelle Ent­wicklung von Welt und Mensch als Elite dominieren wollen: Es sind dies der Jesuitismus, das Freimaurer­tum, der Finanzadel in Form von Großkonzernen, diverse kabbalistischen Sekten und die verschiedensten aus diesen Strömungen hervorgehenden Geheimlogen.

 

Die Motivation zu dieser Schrift geht aus den Veröf­fentlichungen zur Geschichte und aus den Inhalten der Esoterischen Schule für Geisteswissenschaft am Goetheanum in Dornach, CH, hervor. [5]

 

Es sollen in der Folge einzig Charakterisierun­gen historischer Ereignisse und Wahrnehmungen der Zeitgeschichte dargestellt werden, welche im Zusam­menhang mit den drei erwähnten Strömungen stehen.

 

Einleitung zur 7. Klassenstunde, R. Steiner:

 

„(...) Von maßgebenden Persönlichkeiten wird gesagt: Diejenigen, welche das Prinzip der römischen Kirche vertreten, werden alles daransetzen, in der nächsten Zeit die einzelnen Staaten des ehemaligen Deutschen Reiches selbständig zu machen und aus den selbstän­digen Staaten, mit Ausschließung – ich erzähle nur – der Vorherrschaft von Preußen, wieder aufzurichten das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, das sich selbstverständlich, wenn es von so hervorragen­der Seite aufgerichtet wird, in seiner Macht über die umliegenden Nachbargebiete erstrecken wird. Denn – so sagen die betreffenden Leute – wir haben es nötig, auf diesem Wege die allergefährlichsten, allerschlimm­sten Bewegungen, die es heute gibt, mit Stumpf und Stiel auszurotten. Und – so fügen diese Leute dazu – wenn es nicht gelingen sollte, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation aufzurichten, und es wird gelingen – so sagen die Leute –, wenn es nicht gelin­gen sollte, so werden wir andere Mittel finden, die wi­derstrebendsten, die gefährlichsten Bewegungen der Gegenwart mit Stumpf und Stiel auszurotten, und das sind die anthroposophische Bewegung und die Bewe­gung zur religiösen Erneuerung.

 

Ich zitiere Ihnen fast wörtlich. Und Sie sollen sehen, dass die Worte, die ich von Zeit zu Zeit immer spre­che – dass die Schwierigkeiten nicht kleiner werden, sondern mit jeder Woche größer –, dass diese Worte durchaus auf einem festen Untergrunde erbaut sind. Ich möchte sie gerade heute zu Herzen derjenigen bringen, die aus ihrem Herzensernste heraus sich zur Mitgliedschaft dieser Schule bekennen. Nur wenn wir aus solchem vollen Ernste heraus Mitglieder der Schu­le sind, aber aus einem aktiven Ernste heraus, werden wir den Fels errichten können, den wir nötig haben, wenn wir durch die Schwierigkeiten der Zukunft hin­durch wollen. (...)“

 



[1] Steiner, Rudolf: Erdensterben und Weltenleben – Anthroposophische Lebensaufgaben – Bewusstseinsnot­wendigkeiten für Gegenwart und Zukunft. GA 181, Dornach, Schweiz 1991.

[2] Steiner, Rudolf: Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums. Dornach, Schweiz, 1902.

[3] Ebd.

[4] Steiner, Rudolf: Erdensterben und Weltenleben – Anthroposophische Lebensaufgaben – Bewusstseinsnot­wendigkeiten für Gegenwart und Zukunft. GA 181, Dornach, Schweiz 1991. S. 388.

[5] Steiner, Rudolf. Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum. GA 270/I. Dornach 1992.